Es gibt einen Verein in Marseille, der vor rund 10 Jahren einen Mental-Coach für ihre Athleten:innen eingestellt hat. Sie haben seitdem 30 WM- und Olympiamedaillen gewonnen. Wenn man die Athleten:innen fragt, ob ihr Erfolg etwas mit dem mentalen Training ihrer Vorbereitung auf die Meisterschaften zu tun hat, ist die Antwort bei allen die Selbe: „Selbstverständlich!“
Aber so selbstverständlich ist dieses Erfolgsrezept noch nicht. Noch heute ist es im Sport eher eine Randerscheinung, obwohl die Sportpsychologie kein neues Fach ist. P. Coubertin hat durch seinen Ansatz der um 1900 veröffentlicht wurde, den Menschen durch Bewegung mental zu Erziehen und das am Beispiel von Olympia, deutlich gemacht, dass dies möglich ist.
Die olympischen Leistungssportler:innen setzten sich unnatürlichem Stress und körperlichen Herausforderungen aus, die sie zu Leistungsfähigkeiten anspornen, die ebenfalls unnatürlich sind und zu Rekorden führen.
Hier sind den Athleten:innen Grenzen, durch ihre Biomechanik und der allgemeinen Physis des Körpers gesetzt. Können diese Grenzen durch mentale Optimierung überwunden werden? Finden wir es heraus!
(Quelle des Bildes: Marcel P. und Nebil N. / Frankfurt / Mix Fight Gala)
In vielen Sportarten, wie z.B. Kampfsport ist die Diskussion, ob Emotionen einen guten und schlechten Einfluss auf die Leistung haben, oft kurzweilig und umstritten zugleich. Es wirkt schon fast über-esoterisch, wenn man von einem „ruhigen Geist“ spricht, während zwei K1 Kontrahenten um den Siegt durch K.O kämpfen.
Gefühle sind oft Feinde in Leistungssituationen, gegen die man ankämpfen oder unterdrücken sollte. Doch spätestens, wenn man selbst als Athlet:in oder als Trainer:in hautnah die Situation miterlebt, ist es als Druck zu empfinden und nicht zu ignorieren. Die Vielzahl an verschiedenen Emotionen, gepaart mit Schmerz finden keinen rechtmäßigen Kanal zur Entlastung. Momente hallen nach Wochen und Monaten nach, können zu Blockaden und Abfall des Leistungsniveau führen.
Fest steht: Wenn es Emotionen in diesen Situationen gibt, hat sich die Evolution etwas dabei gedacht.
Zum einen gehört dazu die eigene Selbstwahrnehmung.
Athleten:innen sind aufgrund ihrer zielorientierten Leistungsoptimierung oft sehr kritisch sich selbst gegenüber und haben kein neutrales oder wahrheitsgemäßes Selbstbild. Mit einem Mental-Coach kann man dem entgegenwirken. Im auditiven und visuellen Cortex können neue Reize im Hirn gesetzt und gefestigt werden. Das heißt: positive Reize im Training festlegen und durch Geräusche und Bilder verstärken. Das limbische System im Gehirn speichert diese mit positiven Emotionen. Wenn es mit einem Wort in der jeweiligen Trainingseinheit wiederholt wird, setzt das Gehirn die positiven Emotionen auf das Wort. Nun kann eine bessere Performance erreicht werden, indem man den positiven Zustand hervorruft, durch das gedachte oder gesprochene Wort. So eine Verknüpfung nennt man auch „Shortcut“.
Was die Vorbereitung von Meisterschaften angeht, rückt immer mehr die „Meditation“ in den Vordergrund. Die Wirkungseffektivität der Meditation steigt mit Dauer und Kontinuität der Praxis. Es hat Auswirkungen auf die Entwicklung von Stresshormone, die im Wettkampf nicht so förderlich sein können, z.B. Cortisol. Die Verbindung im Hirn werden verbessert, die für die Sinnesfunktionen zuständig sind. Durch die Meditation bzw. „geistige Kosmetik“ werden Gedanken, geistigen Gefahren und Blockaden neutralisiert und wertfrei analysiert. Daran kann sich der Hypokampus auf Dauer erinnern und weiß, das die geistigen Gefahren nicht real sind und kann unnötigen Stress dadurch vermeiden.
Der/Die Athlet:in lernt ihre/seine Performance auch in den Wettkämpfen zu genießen, wodurch förderliche Glückshormone ebenfalls eine Wirkung auf die Leistung haben.
Zum anderen hat auch die neuronale Aktivierung beim Beobachten und Visualisieren von Bewegungen einen positiven Effekt auch die Performance. Studien haben festgelegt, das Leistungssportler:innen eine hohe Neuroplastizität besitzen, was soviel bedeutet, dass sie geistig besser in der Lage sind sich Bewegungen im Raum vorzustellen.
Gerade im Turnen wird diese Art der mentalen Vorbereitung oft genutzt. Turner:innen stellen sich ihre Kür vor ihrem geistigen Auge vor, bevor sie mit dem Körper die Kür durchführen. Das Hirn ist somit in der Lage gezielt den Körper besser zu koordinieren.
Eine neue Technik ist, diese Visualisierung mit einer Beobachtungssituation zu kombinieren, also die eigenen Reaktionen auf das Beobachtende zu projizieren. Vorallem in Wettkampfphasen sind die Regenerationsphasen des Körpers dafür wie geschaffen, die geistige Vorbereitung voranzutreiben.
Es lässt sich festhalten, dass der Körper im Einklang mit dem Geiste sein muss, um dauerhaft eine hohe Performance halten zu können. Das Mindset eines Athleten:in hat genauso Trainingsbedarf, wie jeder Biceps. Mit diesen Erkenntnissen lassen sich alte Aussagen „Der Sieg beginnt im Kopf!“ nur noch einmal deutlicher in den Vordergrund stellen und dazu plädieren: Ganz genau, dann aber auch genau so professionell, wie der Rest des Trainings.
Mental-Coach kann sich heute jeder nennen. Es gibt keinen geschützten Begriff hierzu. Sollte man auf der Suche nach einem/einer sein, ist es wichtig das die Expertise und die Erfahrungen des Coaches in seiner/ihrer Vita transparent sind und über Jahre gewonnen wurden. Ein Wochenend-Seminar wird dazu nicht ausreichen.
Yasmin
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