Sozio-Konstruktivismus ist ein Modell der handlungstheoretischen-Konstruktivistischen Ansätze der Pädagogik. Doch es ist gar nicht so kompliziert, wie es sich anhört. Es erklärt lediglich nur, dass das Lernen stets in einem sozialen Kontext passiert.
Das zu erlernende ist nicht das Ende des Lernprozesses, sondern vielmehr der Weg dorthin. Als Beispiel dient hier das Essen einer Banane: Um sie zu essen, reicht es nicht sie mir samt Schale in den Mund zu stopfen. So wird sie ungenießbar sein. Ich muss das Obst von seiner Schale befreien.
Wichtig ist, dass mein sozialer Kontext mir die Option bereit hält, alles erlernen zu können. Ich muss ein persönliches Umfeld haben, dass mich auf eine gewisse Situation vorbereitet und mich dabei BEGLEITET (nicht anleitet, bevormundet oder bewertet). Ich brauche einen sozialen Raum der Bindungen zu Menschen zulässt. Diese Menschen müssen mir die Freiheit geben, etwas zu erleben. Sie können selbst Experten und Novizen sein, in Bezug zu dem was ich lerne. Sie leiten mich nie direkt an, sondern ich darf es selbst versuchen, bis ich es nach etlichen Fehlversuchen geschafft habe. Die eigene Errungenschaft, etwas eigenständig gelernt zu haben, ist ein starkes positives Erlebnis, dass sich als Synapse auf den Weg zum neuerworbenen „Multifunktions-Wissen“ macht.
Solche Situationen sind wichtig für unsere Kinder.
Diesen Lernansatz findet man seit Jahrhunderten im Sport, egal welchen man ausübt. Sport fordert und fördert ein situatives Handeln mit anderen Menschen, angelehnt an Spielregeln und verschiedenen Rollen (Spieler, Spielpartner, Gegner oder Schiedsrichter). Haben Kinder keine Möglichkeit Sport auszuüben, kann es zu Fehlverhalten, Stress und Aggressionen kommen.
Manchen Kindern fällt es schwer im sozialen Kontext ihren Alltag harmonisch zu durchleben. Sie sind auffällig, „wahre Störer“, aggressiv und „eine Belastung für ihr Umfeld“. Verzweifelt versuchen die Lehrer und Eltern eine Lösung gegen das Problem zu finden, mit Zum Beispiel:
-Gesprächen,
-Konferenzen,
-extra Deals im Klassenverband,
-Testungen für psychische Krankheitsbilder,
-Gutachten,
-Arztbesuchen,
-Diagnosen und sogar
-Medikamenten.
„Soziale und Emotionale Störungen“ kann eine Diagnose sein, mit dem das Kind als „psychisch krank“ stigmatisiert wird. Doch was passiert, wenn einem gesunden Kind gesagt wird, es sei psychisch krank und bräuchte eine Therapie, evtl. sogar Medikamente, nur weil es sich nicht richtig verhält? Schädigt die Stigmatisierung „krank zu sein“ eventuell viel mehr? Gib es dazu Studien? Natürlich nicht!* Braucht das Kind vielleicht nur einen Trainer:in, der/die nach dem Sozio-Konstruktivistischen Ansatz mit dem Kind soziale Situationen erlebt oder bedarf es einen Psychologen/in, der /die das Kind aufs Sofa legt und analysiert?
Ich sehe die Problematik an zwei Schnittstellen:
Einerseits leiden die Kinder an Verinselungen. Das heißt, sie werden ohne großen Familienverbänden groß. Teilweise nur mit einem Elternteil, wo die Kinder eine einzige Rolle haben. Des weiteren bewegen sich die Kinder oft zusätzlich isoliert in der Gesellschaft: von der Haustür zum Auto und von dort zur nächsten Tür. Ihre Spielwelt wird immer digitaler und isoliert sie ebenfalls. Kinderzimmer statt Bolzplatz, da der „zu gefährlich“ ist und man sein Kind dort nicht „überwachen“ kann.
Zweitens, kommt die soziale Komplexität in Schulen hinzu. Wie ein Dschungel wuchern verschiedene Menschen, Berufshierarchien und Gruppenkonstellationen um die Kinder herum, die unterschiedliche Rollen von ihnen verlangen und das in einer stark komprimierten Dauer und Räumlichkeit. Das schulische Umfeld von Lehrern, Mitschülern, Erziehern, Nachhilfelehrer, unendlich vielen Klassenkameraden im Ganztag, Ganztags-Personal, wie z.B. Vereins-Übungsleitern, Mensa-Mitarbeiter, Ergo-Therapeuten und Logopäden sind ein riesiges, belehrendes Netz über den Köpfen der Kinder. Hinzu kommen die Termine nach 16:00 Uhr mit beispielsweise Musiklehrern, weiteren Nachhilfelehrern, Babysittern usw. Die Kinder müssen dieses Wirrwarr sehr komprimiert und ohne wahre persönliche Bindung (wie in einer Familie) „durchlaufen“.
Ich hoffe es wird klar, dass die Dominanz von „anleitenden Erwachsenen“ unheimlich groß ist und die intensive Zeit in der Schule in Kombination mit den Mitschülern sehr komplex und ohne Übung im sozialen Bereich, intensive Probleme hervorrufen kann. Es muss schwer sein als Kind, diesem Wirr-Warr gerecht zu werden.
Kompromissbereitschaft, Erfahrungen mit der eigenen Frust-Toleranz-Grenze und das Einschätzen von Anderen kann nur erlebt werden. Es bedarf somit Erfahrungen und damit Übung!
Anhand dieser beiden Extreme lassen sich noch weitere viele unterschiedliche Facetten einbringen, aber dann wäre der Blog ein Buch geworden.
Ich möchte klarstellen, dass die psychische Therapie von Kindern und Jugendlichen unabdingbar ist, wenn die psychische Belastung des Kindes schwer in Mitleidenschaft gezogen wurde. Auch vor 1968, das Jahr wo die Spezialisierung Facharzt für Kinder-/ und Jugendpsychiatrie erstmalig als Weiterbildung für Ärzte in Deutschland angeboten wurde, hätte man den deutschen Kriegskindern-/Jugendlichen die geflüchtet, misshandelt, militärisch mit eingebunden oder inhaftierte waren, betreuen müssen. Auch den Kindern, die in den letzten Jahren, Monaten, Wochen aus Kriegsgebieten geflüchtet sind, müsste eine Therapie gegen Traumata zur Verfügung stehen. Dies ist jedoch leider nie der Fall (so selten, dass ich es noch nicht erlebt habe). Sie müssen sich schnell integrieren ohne psychologische Hilfe**. Kinder und Jugendliche die aufgrund von anderen Vorkommnissen z.B. Verlust der Eltern psychisch leiden, muss professionell geholfen werden.
In den letzten Jahren verstärkt sich meine These, dass viele Kinder keinen Therapeuten brauchen, sondern einen Trainer:in.
Eltern kommen oft auf mich zu und fragen, wie sich ihre Kinder im Training verhalten, ob es z. Bsp. Auffälligkeiten gibt. Das musste ich, soweit ich mich erinnere, immer verneinen. Die Kinder haben keine Verhaltensauffälligkeiten, sind nicht impulsiv, aggressiv oder die „Störer:innen“, die sie in der Schule sind!
Wieso ist das so? Schizophrenie? Eine viel schlimmere psychische Krankheit?
Nein!!!
Sie lernen die Struktur eines sozialen Umfeldes kennen, platzieren sich in der Gruppe und sammeln in einem geschützten Rahmen Erfahrungen mit ihrem Trainingspartnern. In der Gruppe sind Kinder mit unterschiedlichen Graden an Erfahrungen und sie lernen, zusammen mit dem Trainer:in als Team zu arbeiten. Wie es auch in einer Familie üblich ist. Jedes Kind wird wertgeschätzt und darf so viel Zeit für die jeweilige Aufgabe und das Erlernen des Prinzips nehmen, wie es braucht und möchte. Dazu muss ich festhalten, dass ich nach 20 Jahren Erfahrung feststelle, dass sie dadurch schneller und nachhaltiger lernen, als unter Druck.
Ich als Trainerin weiß über die Stärken und Schwächen meiner Schüler:innen und gebe jedem/jeder die Möglichkeit, seine Frust-Toleranz-Grenze zu erweitern. Es bringt nichts, ihnen nur davon zu erzählen, wie sich Verlieren und Gewinnen anfühlt – sie müssen es selbst erleben. Auch wenn es dann mal “doof“ ist, zu verlieren und Tränen der Wut und Trauer kullern. Ich bin als Trainerin da und leiste seelischen Beistand, bis sie wissen sich selbst zu regulieren.
Ich bin schockiert darüber, dass es Lehrer:innen, Psychologen:innen oder Eltern gibt, die den Kindern versuchen einzutrichtern, dass das alles von Anfang an zu funktionieren hat und wenn nicht, dass dann eine Stigmatisierung von „psychisch krank“ oder im schlimmsten Fall Medikamente dann die Lösung sein sollen.
Mittlerweile gebe ich „personal Training“ für Kinder und Jugendliche. Wenn sie im sozialen (Schul)-Kontext Probleme haben, gehen wir der Sache gemeinsam auf den Grund. Eigene Erfahrungen und das Erleben von gewissen Prinzipien, spielen eine große Rolle, die den Kindern zeigt, dass manche Situationen obwohl sie an einem anderen Ort spielen, gleich sind und sie nur unterschiedlich reagieren.
Das Wunder an der ganzen Sache: Die Kinder brauchen gar nicht so viel Training und schaffen in kürzester Zeit, teilweise nach nur einer Trainingseinheit, wieder besser ihren Alltag zu meistern, ohne Stress, Wutanfälle oder Aggressionen.
„Übung macht den Meister“, sag ich den Kleinen immer und den Eltern: „Manchmal ist eine Runde auf den Spielplatz mit dem/der Trainer:in mehr Wert, als 3 Monate Therapie auf dem Sofa.“
*Diese Studie würde das lukrative Geschäft der Therapeuten kaputt machen, die sich an den ganzen „kranken Kindern“ eine goldene Nase verdienen. Wobei schauen wir auf die Krankheit AD(H)S, die von dem Erfinder kurz vor seinem Tode, als Farmazie-Industrie—geleitete-Lüge bestätigt wurde, um das Medikament „Ritalin“ zu einem Milionengeschäft zu machen. Auch hier werden Kinder noch heute von Therapeuten mit Ritalin „still gelegt“, obwohl es diese Krankheit nicht gibt! Daher würde diese Studie wohl auch nicht viel ändern.
** hier zur später Zeit mehr dazu.
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