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DER 8FACHE PFAD

The Way to Happiness?


Wie wir schon in dem Blog „Kampfsport vs. Kampfkünste“ festgestellt haben, liegt den Kampfkünsten eine geistige Haltung zu Grunde, die eine ethische und moralische Entwicklung fördert.

In diesem Blog möchte ich näher auf die geistige Schulung eingehen. Dabei gebe ich einen kurzen Einblick, wo diese Art der „Ethik-Schule“ herkommt, wie sie praktiziert werden kann und welche Vorteile sie für die persönliche Entwicklung hat.


Woher kommt der 8fach Pfad


Der Ursprung des 8fachen Pfades oder auch der Edle 8fach Pfad genannt, liegt in Indien zu einer Zeit zurück, wo Psychotherapie, Burnout und Depressionen noch nicht erfunden waren. Jesus war auch noch nicht geboren und ließ noch ca. 400-600 Jahre auf sich warten.

Es ist ein zentrales Element des Buddhismus und als 22. Lehrrede eines sogenannten „Erwachten“ beschrieben worden.


„Den Erwachten“ kennen wir im Westen auch als „Buddha“. Dieser Titel spiegelt seine intensive Arbeit an körperlicher und geistiger Glückseeligkeit wieder und die Überwindung des Leidens (auch „Dukkha“ दुःख genannt, was aus dem Pali als „schwer ertragbar“ übersetzt wird).


Seine Lehre weißt viele Konzepte und Systeme, die alle unterschiedliche Ansätze, Verdeutlichungen und Modelle darbieten, dem Leid zu entkommen und ein glückseliges Dasein zu erreichen.

Der Erwachte hat somit alle, die den Weg der Leidensüberwindung aktiv bestreiten möchten, die Möglichkeit geboten, individuell einen Pfad für sich selbst zu wählen. Ganz nach dem Motto: „Viele Wege führen nach Rom…bzw. ins Nirvana. (Pali: Nibbāna.)


Die aktive Umsetzung von diesen Konzepten und die damit verwirklichte Selbstwirksamkeit ist Mittelpunkt dieser Philosophie. Daher entstehen auch immer wieder Diskussionen darüber, ob der Buddhismus als „Imus“ betitelt werden kann. (Wer mehr hinzu wissen möchte, kann gerne eine Email schreiben.)


Eines dieser Konzepte bietet Meditation, die Fokussierung nach Innen. Dabei wird die innere Haltung des Geistes reflektiert und kultiviert.

Auf dieser Ebene bildet sich unsere Haltung, unsere Handlungsweise und letztlich unser Leben im Hier und Jetzt.


Der 8fache Pfad ist eine Art Etikette, die innerhalb der Meditation praktiziert wird, um alle Haltungen, Handlungen und somit auch das Leben zu kultivieren und letztlich Leid zu vermeiden. Für einen selbst und für alle anderen.


Aufbau des 8fachen Pfades


Der 8fachen Pfad kann in vier Glieder unterteilt werden:


Das erste Glied beruht auf der eigenen Untersuchung des Geistes, der Wahrnehmung und der Einstellungen. Hierzu zählt der erste Pfad zur rechten Ansicht.


Das zweite Glied impliziert direkt den Austausch mit anderen Menschen, um die eigenen positiven Erkenntnisse zu teilen. Ein wichtiger Punkt ist die Interaktion, mit den eigenen und fremden Gedanken. Dies wird auf dem Pfad zum rechten Denken mit anderen Menschen geteilt.


Das dritte Glied vertieft das zweite Glied und hebt ein wichtigen Aspekt des Miteinanders in die Höhe: Vertrauen. Vertrauen kann nur entstehen, wenn die Worte die jemand spricht, mit den Handlungen übereinstimmen. Eine Bindung kann so entstehen, zwischen den zwei Menschen, um Mitgefühl zu teilen.

Darüber hinaus kann die Erwerbstätigkeit viel über die innere Einstellung aussagen. Dieses Glied involviert die Pfade der rechten Rede, des rechten Handels und des rechten Lebenserwerb.


Das vierte Glied verbindet alle Glieder durch die weiterführende geistige Ausbildung, der aktiven Vergegenwärtigung und der Ausübung meditativer Konzentration. Sie werden intensiver erklärt auf den Pfaden der rechten Anstrengung, der rechten Vergegenwärtigung und der rechten meditativen Konzentration.


Folgend werde ich nun die einzelnen Pfade erläutern und kurze Handlungsbeispiele beifügen.



1. Rechte Ansicht

Zuerst sollte darüber meditiert werden, welche Taten zum Leid und zum Glück verhelfen. Zu den Taten gehören nicht nur Handlungen, sondern auch Gedanken und Worte. Welche von Ihnen haben eine negative Wirkung und eine positive Wirkung, auf uns und andere? Wenn meine Handlungen aus meiner Perspektive mir einen Vorteil auf Kosten anderer verschaffen, sind die Handlungen nach der Etikette des 8fachen Pfades negative Handlungen. Die rechte Ansicht bezieht also nicht nur das eigenen Glück mit ein, sondern auch das der Anderen zu jedem Zeitpunkt.

Auch ein weiteren Punkt ist es, die kausalen Zusammenhänge von Handlungen, die letztlich dann zu einem glücklichen oder leidvollen Ereignis führen, rekapituliert zu können. Somit hat jedes Leid eine Kausalkette von Ereignissen, die ich selbst beeinflussen kann. Genau so wie das eigene Glück.


Handlungsbeispiel: Kann ich meine Handlungen reflektieren und Kausalketten nachverfolgen. Dabei eine ehrliche und objektive Position einnehmen, sodass ich ihre positive oder negative Wirkung sehen kann?


2. Rechtes Denken

Dabei geht es um die eigene Geisteshaltung, die frei sein sollte von Hass, Neid, Gier und Überwollen.

Die Gedanken zu einem selbst sollte eine positive bzw. freundschaftliche Haltung inne haben. Diese Gedanken formen Neuronen und Synapses und werden letztlich nach Aussen reflektiert. Gerald Hüther beschreibt es wie folgt:

„Diese Begeisterung über sich selbst […] ist Treibstoff für ihre weitere Hirnentwicklung.“ (2015; 104)

Das Denken formt die Haltung, die Reden und die Handlungen. Auch das kann kultiviert werden durch Meditation.

Des weiteren neigen Gedanken dazu etwas positives noch positiver und negatives noch negativer zu betrachten. Sie sind stark polarisiert, in jeglichen Bezug und sollten „neutralisiert“ werden.


Handlungsbeispiele: Neutralisieren von extremen positiven und negativen Gedanken.

Z.B. wenn wir jemanden nicht mögen, evtl. sogar hassen, sollten wir drei positive Eigenschaften bei der jeweiligen Person finden.

Wenn wir jemanden um etwas beneiden, sollten wir 3 persönliche Eigenschaften von uns selbst reflektieren, die uns zum Handeln motivieren.

Gierige Gedanken können mit genügsamen Gedankenansätzen gestillt werden.

Meditiere über deinen jetzigen Ist-Zustand.


3. Rechte Rede

Die Worte die wir sprechen sind wie Wasser, wir können sie nachträglich nicht wieder einsammeln und rückgängig machen. Die Rede ist ein starken Instrument und in der Lage, viel Leid zu erzeugen, besonders wenn Emotionen involviert sind. Sie sollten mit klarer Ansicht und Gedanken gewählt werden. Dabei ist die unheilsame Rede zu vermeiden, diese wären: Lügen, Zwietracht Säen, grobe und harsche Worte und sinnloses Reden.

Menschen um einen herum können nur, anhand von Handlungen und Worten vertrauen aufbauen. Beides sollte zueinander passen. In der Meditation sollten die eigenen gesprochenen Worte reflektiert werden.


Handlungsbeispiel: Wenn du nichts nettes oder wahres zu sagen hast, solltest du lieber schweigen.


4. Rechtes Handeln

Wenn man sich dem Geist, dem Reden und dem Körper zuwendet und sich von Leid trennen möchte, können die Handlungen gewissenhafter werden.

Die eigenen Handlungen sind die Visitenkarte, die wir anderen Menschen hinhalten, um uns zu vertrauen oder nicht. Die Handlungen sollten positive Wirkungen auf uns und die anderen Mitmenschen haben. Zerstreute, widersprüchliche und unachtsame Handlungen sind mit Leid verknüpft und schaffen kein vertrauen bei anderen Menschen. Dabei ist zu unterscheiden, ob man handelt, um einen Profit als Folgeleistung zu erhalten oder ob man ohne Hintergedanken, aus reiner positiver Absicht etwas tut.


Handlungsbeispiele: Reflektiere deine Handlungen, ob sie aus egoistischem Profit heraus getätigt werden oder aus der Motivation heraus, „positiv“ wirken zu wollen.


5. Rechter Lebenserwerb

Die Berufung, der tägliche Erwerb, sollte auf ehrlichem Wege geschehen. Auch diese Handlungsweisen sind Nachweise dafür, wie dein Inneres ist. Wenn jemand durch Lügen, Betrügen, Blendung oder anderen negativen Taten beruflich aktiv ist, zeugt es nicht für einen vertrauensvollen Menschen. Dies bezieht sich auch auf die schulische und berufliche Ausbildung.


Handlungsbeispiele: In der Meditation ist zu reflektieren, ob unheilsame oder heilsame Taten mit dem Lebenserwerb verbunden sind.


6. Rechte Anstrengung

Ein wichtiger Punkt in der Anwendung Leid zu vermeiden, ist die eigene Motivation. Die Motivation, etwas gegen das Leid tun zu wollen, ist die wichtigste Treibkraft und das Gegenmittel von vielen „Leidenschaften“, wie z.B. Unwissenheit, Gier, Hass, Stolz, Zweifel usw.

Die Motivation ist auf dem Pfad das Vehikel, die eigenen Beine, der eigene Strom zum weiterkommen. Auch das sollte steht’s mit positiven Ansichten behaftet sein.


Handlungsbeispiel: Meditiere darüber, wie es sich anfühlt, wenn du das Leid von dir oder auch von allen anderen lösen könntest. Deine Motivation ist bei alle, was du tust, der Treibstoff. Wobei hast du besonders viel Motivation?


7. Rechte Vergegenwärtigung /Achtsamkeit

Ein ständiger „Reality-check“ steckt hinter der Achtsamkeit. Beständig reflektiert man die Ansicht, das Denken, die Rede, die Handlungen und die Motivation. In der Meditation nennt man diesen Ausrichtung im Hier und Jetzt auch Satipatthana (Pali: Satipatthāna; स्मृत्युपस्थान).

Sollten dabei unheilsame Taten zum Vorschein kommen, sind Gegenmittel einzusetzen, wie z.B. Geduld, Disziplin, Ablassen der unheilsamen Taten, Umsetzung von heilsamen Taten.

Handlungsbeispiel: Jeden Tag 5 min. eine Satipatthana Meditation, um das Hier und Jetzt zu reflektieren.


8. Rechte Meditative Konzentration / Rechte Sammlung

Eine weitere Form der Meditation ist die Fokussierung des Geistes. Der Geist ist in seinem Ursprung vergleichbar mit Affen:

„»Unter einem Affengeist«, sagte der alte Mönch, »versteht man einen unruhigen Geist, der von Hölzchen auf Stöckchen kommt, genau wie die Affen im Dschungel immer von einem Ast zum nächsten springen. Es ist ein schlechter Geist, der durch die Praxis der Meditation zurechtgerückt werden muss, damit er seinen Frieden finden kann.« (vgl. Brahm; 121)

Durch den ruhenden Geist kann die Weisheit erkannt werden. Sie ist der Schlüssel zur Befreiung von Leid.

In der Meditation können Objekte im Geist fokussiert werden, über eine längere Zeitspanne. Diese Sammlung in der Meditation nennt man auch Shamatha (Pali: Samatha: शमथ) und wird mit “friedvolles Verweilen” übersetzt.

Handlungsbeispiel: stelle dir eine Figur im Geiste vor und fokussiere alles auf dieses Objekt, ohne mit deinen Gedanken von diesem Objekt wegzugehen.


Fazit

Der 8fache Pfad ist ein wichtiger Bestandteil des Buddhismus und somit auch der Kampfkunst. Der körperliche Fortschritt in einer Kampfkunst ermöglichen einen großen Handlungsspielraum, besonders im Bezug zu negativen Taten. Das Kämpfen an sich impliziert regelrecht negative Taten, wie Schmerzen, Gewalt und Leid. Durch die Etikette des 8fachen Pfades kann eine Dualität entstehen, die den Geist in seiner Entwicklung ebenfalls fördert, um im Einklang Leben zu können. Mit sich und allen anderen.



Literaturquellen:

Brahm, Ajahn: Der Elefant der das Glück vergaß. 2014. S. 121


Hüther, Gerald: Etwas mehr Hirn, bitte: Eine Einladung zur Wiederentdeckung der Freude am eigenen Denken und der Lust am gemeinsamen Gestalten.2015, S. 104.


Ngawang, Thubten: Der Achtfache Pfad der Heiligen: der Pfad zur Befreiung. IN: Die Allgemeinen Lehren des Buddha. 2022, S. 44 ff.


Nyanatiloka, Mahathera: Der Weg zur Erlösung. In den Worten der buddhistischen Urschriften. 1954, S. 76 ff.


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