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Coach Yazz

SHAOLIN- WER WAREN SIE WIRKLICH?

Aktualisiert: 16. März 2023


Oft geht man davon aus, dass die Shaolin die Ersten waren, die Gongfu oder Wushu im alten traditionellen Sinne, praktizierten. Dem ist leider nicht so. Sie sind ein besonderes Phänomen in der Entwicklungsgeschichte der traditionellen Boxkunst, später Kriegskunst und folgend Kampfkunst der chinesischen Geschichte.


Hier ein kleiner Artikel über die Entstehung der Shaolin, aus wissenschaftlicher fundierter Quelle.


Wer waren die Shaolin?


Die Shaolin, ein Gruppe von Mönchen und Nonnen, die sich einer gewissen Kunst des Lebens widmeten. Man findet sie noch heute in China und auf der ganzen Welt. Egal wo, ob auf dem Berg Song, wo im 19 Jahr der Ära Taihe (495 n. Chr.) das erste Klöster gegründet wurde (vgl. Filipiak:34) bis hin nach Otterbach in die Straße Weinbrunnenhof 4, kann man mehr über ihre körperliche und geistige Lehre erfahren.

Doch wie kam es zur Klostergründung und was hat der Orden der Shaolin mit Kampfkunst zu tun?

Zum Beginn erstmal nichts. Es war auch kein kultureller Prozess, der rein chinesischen Ursprungs war. Nein, es begann mit einem importierten allumfassenden philosophischen System, dem Buddhismus. Zuvor muss man wissen, dass China nicht in der Form existierte, wie wir es heute auf einer Landkarte finden (vgl. ebd.).

Wir drehen die Zeit etwas zurück und schauen auf die Dynastien Chinas. Philosophisch und religiös wurde der Konfuzianismus seit 206 v. Chr. in China gelehrt und praktiziert. Jedoch verlor er um 220 n. Chr. seine stabilisierende und friedenbringende Wirkung und China versank immer mehr in Chaos (vgl. Zhouxiang:8). Mit dem Ende der westlichen Jin Dynastie folgte im Norden Chinas eine Herrschaft verschiedener nomadischer Gruppen.

Die folgenden Dynastien waren geprägt endloser Rebellionen, Kriegen, Unruhen und Chaos. Der Norden und Süden Chinas erfuhr eine Teilung längst des Yangtse. Der nördliche Teil Chinas erlebte während nördlichen Wei Dynastie (420- 589 n. Chr.) einen erfrischenden Einfluss aus Indien.


Was hat das mit dem Buddhismus zu tun?


Der Buddhismus hatte in Indien seine Wurzeln und entwickelte sich dort prächtig. Das Experimentieren mit dem eigenen Bewusstsein und dem der Umwelt, dem Element der Selbstbeobachtung und der damit einhergehenden Sinnesmodalität, wurde in Laufe der Jahrhunderte zuvor zu einem ausdifferenzierten System (vgl. Tiwald:10). Es konnte sich als koexistierendes System zum Hinduismus durchsetzen und wurde in den asiatischen Raum hinausgetragen. Einige der Mönche machten sich auf den Weg in neue Regionen, sodass einige von ihnen den chinesischen Raum erreichten.

Es wird nicht ein Mönch gewesen sein und auch nicht nur zu einem bestimmten Zeitpunkt. Es ist davon auszugehen, dass es eine Vielzahl von Mönchen über einen gewissen Zeitraum gab. Einige von Ihnen hinterließen einen intensiveren Eindruck, als andere. Manche von ihnen lebten einfach in der Bevölkerung andere von Ihnen schafften es, dass Landherren oder sogar Kaiser von ihrem Wissen und ihrer Philosophie erfuhren. Hierzu gehört Kaiser Xiaowen in Datong, in der Provinz Shanxi, der von den Meditationstechniken eines Bhadra/Batuo/Fotuo/Chan-Meister Fotuo ( sein Name wird in verschieden Texten unterschiedlich widergegeben) aus Indien hörte und beeindruck war. Batuos Wissen und Talent in Übersetzung beeindruckte den Kaiser noch mehr, sodass er den indischen Mönch anhielt, am Hofe den Buddhismus zu lehren. Batuo erhielt daraufhin in Yungang eine Unterkunft, wo er schließlich mehrere Schüler unterrichteten durfte. Seine Vergangenheit in Indien soll jedoch nicht so beeindruckend gewesen sein. Er soll Buddhismus studiert haben mit 5 weiteren Mönchen und Freunden. Er sei jedoch der einzige gewesen, der seine Erleuchtung, die vollkommende Versenkung, zur damaligen Zeit nicht erreichte. So beschloss die Gruppe gemeinsam, dass es zur Lehre gehöre, dass sich Batuo auf den Weg Richtung Norden mache. Dort nahm sein Karma, die Geschichte ihren Lauf. (vgl. ebd.)

Batuo lebte unter der Gunst des chinesischen Kaisers Xiaowen, der ca. 490 n. Chr. auf dem Berg Song ein Kloster für Batuo erbauen ließ. In den folgenden Jahren wurde dieses Kloster zu einer Art Lehrstuhl der Übersetzung, der philosophischen Bildung, Buddhismus und Meditation. Bis hier hat das Kloster nichts mit Kampfkunst zu tun. Der Fokus lag in der Lehre Buddhas.

Zusammenspiel vom Buddhismus und Kriegskunst


Die Fusion zwischen der chinesischen Boxkunst und dem indischen Buddhimus soll folgend mit den Schülern Batuos geschehen und unbenannt in „Shaolin“ worden sein.

Einige Theorien gehen hinzu auseinander. Einerseits werden heroisierender Personen, wie Bodhidharma (auch Damo genannt) in Spiel gebracht, dem Erfinder des Systems um 500 n. Chr. Aus wissenschaftlicher Sicht kann seine Existenz und sein Aufenthalt im Shaolin-Kloster mit hoher Wahrscheinlichkeit angenommen werde, jedoch ist die Beziehung zur Kampfkunst nicht nachweisbar (vgl. Filipiak:28).

Erst in späteren Zeiten werden Sagen und Mythen über seine Taten und seinem Können erzählt. Dies Art von Geschichtsverzerrung ist ein Phänomen, das nicht selten in der Geschichte Chinas passierte. Ein gegenwärtiges System, eine Lehre sollte mit der Geschichte oder Vergangenheit legitimiert werden, sodass Geschichten so oft erzählt und niedergeschrieben wurden, bis sie für Wahr erklärt wurden. Für die Kampfkunst wuchs das Ansehen in der Gesellschaft sehr, als ein Patriarch des Buddhismus für seine Entstehung zuständig war.

Aber zurück zum ersten Shaolin Kloster:

Im Laufe der Zeit entstanden 1000 von Klöstern und auch der Süden Chinas ließ sich von den Lehren Buddhas anstecken. Sie waren meist durch öffentliche Gelder finanziert. Sogenannte „reiche“ Klöster zogen nomadische Gebirgsräuber magisch an. Somit liegt es nicht fern, dass das militärische Organ des Kaiserreichs für die kämpferische Ausbildung der Mönche hinzugezogen wurde.

Eine gewisse körperliche Ausbildung hatten die Mönche zuvor schon gekannt. Die Dehn- und Kräftigungsübungen aus dem Yoga galten schon lange als gewinnbringendes Bewegungssystem, bei den praktizierenden Mönchen und Nonnen. Nun kann man auch nachvollziehen warum einige Position aus dem Yoga dem traditionellen chinesischen Gongfu, Wuji, Wushu, Guanfa oder wie man sonst noch die Kampfkunst nannte, so ähnlich sind. Sie wurden adaptiert und haben ihre Bedeutung in der Grundausbildung nicht verloren.

Um die Autonomie der Klöster zu gewährleisten im Hinblick zu eigener Verteidigung wurde die Verteidigungstechniken in das tägliche Training übernommen. Man hat festgestellt, dass nicht alle Mönche und Nonnen mit diesem Teil der Ausbildung sofort in Berührung kamen. Es waren zu Beginn erlesene Schüler.

Ihre Etablierung in die Kultur Chinas hat sich rasch entwickelt, wobei auch im Laufe der Zeit Kaiser und Herrscher immer wieder Klöster und Tempel vernichteten und die Kunst der Shaolin als Bedrohung sahen. Ihr kämpferisches Können wurde zum Fluch und Segen zugleich. Mal dafür gejagt, mal als „Spezialeinheit“ im gemeinsamen Kampf gegen den Feind genutzt. Zu guter Letzt ist es wichtig zu betonen, dass die Boxkünste des chinesischen Raumes bis weit vor der Zeitrechnung hineinreichen und schon lange einen bedeutenden Teil dieser Kultur war. Wie sich die Boxkunst zu einer waffenreichen Kampfkunst entwickelte erfahrt ihr im nächsten Blog.

Literaturquelle:

FILIPIAK, Kai (2001): Die chinesische Kampfkunst Spiegel und Element traditioneller chinesischer Kultur. Foljanty, Gesine/Ralf Moritz /Steffi Richter (Hrsg.) Leipzig, Deutschland: Leipziger Universitätsverlag.


LIU, Junxiang (1991): Kunst und Kultur der chinesischen Kampfkunst (chin. Titel: „Zhongguo wushuwenhua yu yishu.).Peking, China: Xinhua chunbanshe.


TIWALD,Horst (1981): Psycho-Training im Kampf – und Budo-Sport zur theoretischen Grundlegung des Kampfsports aus der Sicht einer auf dem Zen-Buddhismus basierenden Bewegungs- und Trainingstheorie. Hamburg, Deutschland: Verlag Ingrid Czwalina.


ZHOUXIANG, Lu (2019): A History of Shaolin. New York, United States of America: Routledge.

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